Am vergangenen Wochenende ist die Kleine Camel-Trophy 2007 über die Bühne gegangen. Bevor alle Beteiligten wieder zur Tagesordnung übergehen, hier noch ein paar Anmerkungen und Denkanstöße von Seiten eines Teilnehmers. Was das persönliche Fazit betrifft, gibt es keinen Grund zur Unzufriedenheit. Bezüglich der Strafpunktzahl war mit nur einer Fehlkontrolle eine erhebliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren festzustellen. Was die Platzierung betrifft, hat sich nach dem Gesamtsieg 2005 und dem Zweiten im letzten Jahr mit dem diesmal erzielten dritten Platz jedoch ein ausgeprägter Abwärts-Trend manifestiert. Das Ergebnis für 2008 scheint vorprogrammiert. Mein Glückwunsch auf jeden Fall an das siegreiche Team Bernhard Steffan und Gudrun Wörner. Sie hatten mit einer bis fast zum Schluss fehlerfreien Leistung dafür gesorgt, dass der Gesamtsieg erneut nach Darmstadt ging.
Was ein wenig nachdenklich stimmt, ist, dass es mit einer hervorragend gestalteten Homepage und viel Präsenz des Veranstalters in diesem Forum zwar gelungen ist, der Veranstaltung einen überregionalen Bekanntheitsgrad zu verschaffen. Trotz vieler Teams aus weit entfernten Regionen wurde jedoch das Ziel nicht gepackt, die Schallgrenze von 30 Startern zu erreichen. Es hat wohl den Anschein, dass wir Orientierungssportler doch nur ein elitärer, kleiner Kreis sind und dass Nachwuchsteams durch irgendwelche -noch zu ergründende- Ursachen von einer Teilnahme abgeschreckt werden.
Die Ori bot wieder den erwartet hohen Standard und hatte den Teilnehmern genügend Möglichkeiten geboten, ihre Fehler zu machen. Leider hatte sich auch der Veranstalter bei der Erstellung des Bordbuchs seinen Fehler geleistet, der zwischenzeitlich zu einer vom Veranstalter ursprünglich nicht vorgesehenen Lösungsvariante und dann nach genauerer Betrachtung zur Neutralisation eines Teilabschnitts geführt hatte. Der Fehler wird den Fahrtleiter, der an andere und ganz besonders an sich selbst immer hohe Maßstäbe anlegt, wohl am meisten geärgert haben. Die Entscheidung zur Neutralisierung war auf jeden Fall die vernünftigste Entscheidung.
Eine weitere Diskussion im Ziellokal ging darum, dass bei einer vom Veranstalter vorgesehenen Steckenführung die Karte nicht identisch mit der Natur gewesen sein soll und deswegen als kürzeste Verbindung nach dem Reglement nicht in Frage kommen dürfe. Eine eindeutige Klärung wurde meines Wissens nicht erreicht. Diese Diskussion wäre eigentlich vermeidbar gewesen. Als ich mich zum ersten Mal mit dem Regelwerk des OSWP beschäftigt hatte, war mir diese Regel von Anfang an suspekt. Die Definition von Kartographie war schon immer, dass eine Karte die Natur niemals identisch darstellen kann, sondern dass sie immer nur eine symbolische Darstellung der Natur sein kann. Wenn in der Natur ein Kreisverkehr ist und in der Karte keiner, dann ist diese Regel eindeutig. Wenn aber ein Kurvenradius in der Karte etwas anders als in Natur dargestellt ist, was dann? Wenn eine in der Natur leicht versetzte Kreuzung in der Karte vereinfacht ohne Versatz dargestellt ist, was ist dann? Wo sind die Grenzen zu ziehen? Fragen über Fragen! Es wird immer Grauzonen geben und immer wieder unterschiedliche Interpretationsansätze mit dem damit verbundenenen unvermeidlichen Ärger. Ich habe als neuer Veranstalter im OSWP bei der MCE-Frankenstein-Ori die Freiheit ausgenutzt, in diesem Punkt vom Regelwerk abzuweichen, um mir Unklarheiten und die Diskussionen darüber von vorneherein zu ersparen.
Ich bin übrigens auch bei der Frankenstein-Ori, was die Bewertung der Karenzüberschreitung betrifft, deutlich vom Regelwerk abgewichen, weil mir und vielen anderen erfahrenen Orientierungssportlern die Bestrafung mit einer halben SK/Minute im OWSP als zutiefst unsinnig und Nachwuchs-feindlich erscheint. Aber diese Diskussion wurde hier im Forum bereits vor anderthalb Jahren geführt und sie hat nicht gefruchtet. Im aktuellen Fall vom letzten Wochenende hätten die Teilnehmer ohne dieses Damokles-Schwert einer unvernünftig hohen Bestrafung der Karenz sich etwas mehr Muße nehmen können, das von Jürgen Brucksch so plastisch beschriebenene Mysterium der Knubbel in der Fischgräte zu lösen. Viel Frust wäre manchen Teilnehmern erspart geblieben, was sich wiederum auf die Starterzahl des Folgejahres auswirken könnte. (siehe Anmerkung weiter oben!)
Vielleicht sollten sich die Beteiligten im OSWP die eigenen Zielvorgaben vor Augen halten, in denen man sich von „verstaubten und unsinnigen Regeln“ anderer Veranstaltungsserien distanziert hatte. Unter Umständen macht es Sinn, sich auch von den eigenen „verstaubten und unsinnigen Regeln“ zu trennen.